Grubenwehr
Das Grubenrettungs- und Gasschutzwesen
in der DDR von 1949 bis 1990 und in der BRD
Das Grubenrettungs- und Gasschutzwesen in der DDR
von 1949 bis 1990
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges stand auch das Grubenrettungwesen vor dem Nichts. Anzahl, gesundheitliche Eignung und Ausbildung der Grubenwehrmitglieder entsprachen nicht den Erfordernissen. Vernachlässigte oder überalterte Atemschutzgeräte bzw. fehlende Ersatzteile führten zu einem kritischen Zustand. Die personellen und räumlichen Bedingungen der Hauptrettungstelle Halle, der Bezirksrettungstellen Borna, Oelsnitz/Erzgeb., Zwickau und Freiberg und der Grubenrettungsstellen in den Unternehmen waren äußerst unzureichend. Dieser insgesamt unbefriedigende Zustand führte auch zu tödlichen Unfällen von Wehrmännern bei Einsätzen der Grubenwehr.
Unter diesen Voraussetzungen begann noch vor Gründung der DDR in der damaligen sowjetischen Besatzungszone zu Beginn des Jahres 1949 die Neuordnung des Grubenrettungs- und Gasschutzwesens.

Neue Bestimmungen regelten den Aufbau, die Finanzierung und die Organisationsstruktur des Grubenrettungswesens. Die Hauptstelle für das Grubenrettungswesen wurde von Halle nach Leipzig verlegt. (Sie ist übrigens die älteste deutsche Hauptstelle, gegründet im Juli 1907.) Unter Leitung der Hauptstelle begann die Neuordnung und der Aufbau eines einheitlichen Grubenrettungs- und Gasschutzwesens in den bergbautreibenden Betrieben. Einen Sonderfall stellte zu diesem Zeitpunkt noch die Grubenwehr der SDAG Wismut dar, die erst nach einem schweren Grubenunglück im Jahre 1955 der fachlichen Kontroll- und Weisungsbefugnis der Hauptstelle in Leipzig zugeordnet wurde.
Mit der Neuordnung des Grubenrettungswesens begann auch der Austausch der Atemschutzgeräte, der Atemschutzmasken und anderer für ein funktionierendes Grubenrettungs- und Gasschutzwesen notwendigen Ausrüstungen. Dazu gehören unteranderem Prüfgeräte für die Atemschutzausrüstung und Gasmesstechnik. Die neuen Atemschutzausrüstungen waren Entwicklungen des VEB Medizintechnik Leipzig.

Mit der Gründung von Spezialistengruppen in den einzelnen Bergbaubetrieben wurde ein weiterer Schritt zur Steigerung der Effektivität des Wirkens der Grubenwehren verwirklicht. Spezialistengruppen, u. a. für Ab- und Aufseiltechnik, Schnellvortrieb, Großloch- und Horizontalbohrungen und Durchörterungsverfahren sowie eine Tauchergruppe und eine Spezialwehr zur Sondenbrandbekämpfung in Gasförderbetrieben standen in ständiger Ausbildung. Nach dem Grubenunglück in Lengede 1963, bei dem mittels einer Rettungsbohrung 11 eingeschlossene Bergleute gerettet werden konnten, wurde unter Leitung der Hauptrettunsstelle eine Arbeitsgruppe „Rettungsbohren“ gebildet. Es wurden Möglichkeiten untersucht und geschaffen, Rettungsbohrungen im Fest- und Lockergestein von unter und über Tage zu steuren. 
Weitere Neuentwicklungen, wie pneumatische Dämme oder Fallschirmdämme erleichterten die untertägige Brandbekämpfung.
1970 wurde die Hauptrettunsstelle in Zentralstelle für das Grubenrettungs- und Gasschutzwesen umbenannt und der Obersten Bergbehörde unterstellt. Neue Rechtsvorschriften und eine neue Struktur leiteten einen neuen Abschnitt in der Entwicklung des Grubenrettungs- und Gasschutzwesens ein. 
Die Auswirkungen der deutschen Einheit gingen auch am Grubenrettungswesen nicht spurlos vorbei. Die Außenstellen der Zentralstelle wurden ersatzlos aufgelöst. Aus der Zentralstelle für das Grubenrettungs- und Gasschutzwesen wurde die Hauptstelle für das Grubenrettungswesen gebildet. Diese wurde am 31.12.1990 in ihren Strukturen aufgelöst und ab 1.Jamuar 1991 von der Bergbau-Berufsgenossenschaft neu gegründet. 
Leipzig, Dezember 1999

Das Abzeichen der Grubenwehr
Die Grubenwehren tragen als gemeinsames Zeichen ein rotes Kreuz auf weißem Untergrund in Verbindung mit dem schwarzen Schlägel und Eisen, dem Wahrzeichen des Bergmannes. Während das Weiß die Reinheit und edle Gesinnung des Trägers andeutet, stellt das Schwarz die Dunkelheit der Grube und das Rot die Hilfsbereitschaft in Not und Gefahr dar.
Das rote Kreuz mit acht Spitzen hat eine besondere Bedeutung. Das achtspitzige Kreuz taucht in der Geschichte erstmalig bei dem ersten und ältesten geistlichen Ritterorden, dem JOHANNITERORDEN, auf, der im Jahre 1060 in Jerusalem aus einer Krankenpflegebruderschaft entstanden war. 

Im Jahre 1132 schuf man für den Johanniterorden ein achtspitzigen Kreuz. Die acht Spitzen sollten die acht ritterlichen Tugenden Gottesfurcht, Güte, Gerechtigkeit, Freiheit, Klugheit, Tapferkeit, Mäßigung und Bescheidenheit darstellen.

Grubenwehr des Salzbergwerks Berchtesgaden
Aufgrund einer Anfrage der Königlichen General-, Bergwerks- und Salinen-Administration in München an das Königliche Hauptsalzamt Berchtesgaden über bestehende oder mögliche Gefahren im hiesigen Salzbergwerk wurde im Jahre 1906 die Aufstellung eines Rettungstrupps beschlossen. Am 6. Oktober 1906 bestellte man bei der Firma Dräger in Lübeck zwei Dräger-Rettungsapparate für Mundatmung mit Zwillingszylinder, Kalipatrone und entsprechendem Zubehör. 

Zur Wiederbelebung erstickter Bergleute wurde ein Sauerstoffkoffer angeschafft. Im Januar 1907 war es dann soweit. Die Dräger´schen Rettungsapparate waren eingetroffen und die ersten Übungen konnten abgehalten werden. Führer der Rettungsmannschaft war der Steiger II. Ordnung Jakob Angerer. Somit ist das Jahr 1907 als das Gründungsjahr der Grubenwehr des Salzbergwerkes Berchtesgaden anzusehen.
Mit Bescheid der Regierung von Oberbayern vom 14.03.2001 wurde die Grubenwehr des Salzbergwerkes Berchtesgaden als Werksfeuerwehr im Sinne des Art. 15 BayFwG für die Betriebsanlagen Untertage des Salzbergwerkes Berchtesgaden anerkannt.
Die Ausrüstung der Grubenwehr besteht heute in erster Linie aus den Kreislauf-Atemschutzgeräten mit vier Stunden Einsatzdauer. Es sind 15 Geräte vom Typ Dräger BG 174. Da dieses Gerät nicht mehr hergestellt wird, stellen sie auf Dräger BG 4 um, wovon derzeit vier Stück in Besitz sind. Dazu kommen noch drei Stück Sauerstoff-Selbstretter vom Typ Oxy SSR K 60. Zur Wiederbefüllung der Sauerstoff-Flaschen steht eine Dräger Umfüllpumpe U 300 DS zur Verfügung. 

Alle Grubenwehrmitglieder sind in der Auf- und Abseiltechnik zum Bergen verunglückter Personen ausgebildet. Dazu sind neben den entsprechenden Statik- und Dynamikseilen fünf komplette Garnituren mit Brustsitzgurt, Radebergerhaken, Seilklemmen, Aufstiegshilfen und diversen Karabinern vorhanden.
Für Arbeitseinsätze am Seil (bei Schachtarbeiten) hat man zwei komplette Garnituren mit Brustsitzgurten und Subsonic-Arbeitssitzen. 
Die Grubenwehr ist im alten Verwaltungsgebäude untergebracht, wo neben einem Geräteraum und einem Schulungsraum je ein Raum für die Flaschenlagerung und die Umfüllpumpe vorhanden sind. Ausserdem steht ein Raum für die Einsatzleitung mit moderner PC-Ausrüstung zur Verfügung.

Die Mitgliedschaft in der Grubenwehr ist freiwillig, hängt aber vom Ergebnis einer ärztlichen Untersuchung nach den Richtlinien der G 26-Träger von Atemschutzgeräten ab. Die Untersuchung wird in Abständen von zwei Jahren wiederholt, ab dem 40. Lebensjahr jährlich. Das Mindesalter für den Eintritt in die Grubenwehr beträgt 18 Jahre, das Höchstalter mit der Folge des Ausscheidens ist für Truppführer und Wehrmänner 50 Jahre, für Oberführer 55 Jahre. 
Die theoretische und praktische Ausbildung der Wehrmitglieder wird in drei Übungen durchgeführt, wobei die theoretische Ausbildung übertage und die praktischen Übungen mit angelegten Geräten untertage abgehalten werden. Dazu kommt noch eine Übung in der Übungsstrecke der Hauptstelle für das Grubenrettungswesen in Hohenpeißenberg.
Text: Hans Neumayer, Oberführer Grubenwehr/Fotos: Grubenwehr