Höhenrettungsdienst
Hilflos kauern vier Menschen auf dem Dach eines Hochhauses. Es brennt. Fluchtwege sind versperrt. Treppenhäuser stehen in Flammen. Keine Hoffnung auf Rettung. Die langen Drehleiter der Feuerwehr erreichen die Menschen nicht aus. 
Plötzlich: Zwei Männer klettern über die Kante. Haben sich mit einer Hakenleiter von Balkon zu Balkon nach oben gearbeitet. Ruhiger Ton. Über Funk an den Einsatzleiter: vier Personen auf dem Dach. Wir bringen sie runter. Runter ? Ein Seil wird festgemacht. Die Männer haken sich mit Karabinerhaken ein. Hier ein Knoten, da ein halber Schlag. Dann hängen Opfer und Retter zwischen Himmel und Erde. Seilen sich ab. Gelangen auf sicheren Boden. Übung beendet. Was sich hier so dramatisch anhört, ist für die Männer der Marzahner Feuerwehr Routine.
... (Berliner Morgenpost)... Überschrift dieses Artikels in der Ausgabe vom 17.02.1991: Elite-Truppe der Feuerwehr vor dem Ende`! Gemeint war der Spezielle Rettungsdienst, keine Elite-Truppe im Stile der US-Marines oder der GSG 9, sondern eine für die Arbeit in großen Höhen ausgebildete und ausgerüstete taktische Einsatzgruppe der Feuerwehr in Ost-Berlin.
Nach der Wiedervereinigung hat man sich vielerorts in den alten Bundesländern über die "Hochseilartisten" lustig gemacht, ohne sich über Sinn und Zweck, Ausrüstung und Ausbildung des SRD zu informieren. Leider kam es dann wie es kommen musste. Seit dem Frühjahr 1991 gab es sie nicht mehr, die "Elite-Truppe", die eigentlich keine war. Schade, besonders für die Feuerwehrleute aus Lichtenberg/Marzahn, denn dort stand zu Beginn der 80er Jahre die Wiege des Speziellen Rettungsdienstes der Feuerwehr der damaligen DDR. Hier im Stadtbezirk mit den meisten Hochhäusern Ost-Berlins fing alles an. Ausgangspunkt war nichts Spektakuläres. Es war vielmehr die Frage, nicht zuletzt von den Bewohnern unserer Wohnhochhäuser, was machen wir eigentlich bei Bränden und Notlagen von Personen in Höhen, wo technische Möglichkeiten der Feuerwehr nicht mehr ausreichen bzw. nicht eingesetzt werden können.
Ein Lebensmüder steht auf einem Baukran und will sich in die Tiefe stürzen. Ein Bauarbeiter hat sich auf einem 100 Meter hohen Schornstein lebensgefährlich verletzt und kann nicht nach unten gebracht werden. Eine Fensterputzgondel an einer Hochhausfassade steckt fest. Die Feuerwehr wird gerufen. Sie muss helfen, retten. Für die Einsatzleiter häufig fast unlösbare Probleme. Trotzdem konnten die Feuerwehrmänner immer helfen - unter Einsatz ihres Lebens.

Im Notfall gibt es nach der Feuerwehr keinen mehr, der um Hilfe ersucht werden kann, d. h. wenn wir es nicht können, kann es keiner! In diesem Sinne wurden im Jahr 1981 erfahrene Feuerwehrmänner aus dem Präsidium und mehreren Ostberliner Berufsfeuerwachen in eine Arbeitsgruppe berufen. Zielstellung war die Suche nach neuen und jederzeit machbaren Methoden zur Rettung von Personen aus großen Höhen.

Das Ergebnis war der Spezielle Rettungsdienst. In Zusammenarbeit mit dem Bergunfalldienst des Deutschen Roten Kreuzes wurden deren Arbeitsweisen und Verfahren für die spezifische Tätigkeit der Feuerwehr weiterentwickelt und vervollkommnet. 1982 erfolgte die Ausbildung der ersten Feuerwehrleute durch Kameraden des Bergunfalldienstes in Sebnitz/Sächsische Schweiz. Die Arbeit mit Seilen, Karabinerhaken und anderen Bergsteigerutensilien war für alle neu. Insgesamt für die Feuerwehrmänner eine nicht alltägliche Aufgabe. Trotzdem gelang es in relativ kurzer Zeit das theoretische Konzept in die Praxis umzusetzen. Im Jahr 1984 gingen dann die ersten einsatzbereiten Gruppen des neuen Speziellen Rettungsdienstes bei der Ost-Berliner Feuerwehr in Dienst. Die Wache Lichtenberg/Marzahn gehörte dazu.
Ab 1986 begann man in fast allen Großstädten der ehemaligen DDR mit dem Aufbau entsprechender Gruppen. Das Konzept hatte sich durchgesetzt. Nicht unbedingt in Bezug auf ein "Flammendes Inferno" in einem Hochhaus, sondern als sichere Methode für die tagtäglich möglichen Einsätze zur Menschenrettung und Hilfeleistung in großen Höhen und absturzgefährdeten Bereichen.
Auch nach der Wende haben viele Berufsfeuerwehren der neuen Bundesländer das einstmals in Berlin entwickelte Verfahren weitergeführt. Die hier voran denen praktischen Erfahrungen sowie das engagierte Arbeiten der Schule für Brand- und Katastrophenschutz BKS in Heyrothsberge (Sachsen-Anhalt) haben bewirkt, dass sich die Idee des Höhenrettungsdienstes inzwischen auch bei Feuerwehren in den alten Bundesländern durchgesetzt hat. Wegbereitend war und ist dabei die Berufsfeuerwehr Frankfurt/ Main, die mit Hilfe und unter fachlicher Anleitung der BKS Sachsen-Anhalt als erste Westdeutsche Feuerwehr im September 1993 ihre Höhenrettungsgruppe (HöRG) der Öffentlichkeit vorstellen konnte. Weitere Berufs- und Werkfeuerwehren zogen nach. 
1995 ist auch in Berlin die Diskussion über die Nutzung der Ab- und Aufseiltechniken im Feuerwehrdienst und die Schaffung einer eigenen Höhenrettungsgruppe erneut aufgenommen worden. Diesmal emotionsloser, sachlicher und von dem Gedanken geprägt, eine vernünftige und sinnvolle Lösung zu finden. Letztlich geht es nicht um die Schaffung oder gar das Wiederaufleben einer Elite-Truppe sondern um Sicherheit und Handlungsfähigkeit der Einsatzkräfte bei der Rettung von Menschen aus absturzgefährdeten Bereichen. Einer Arbeit, die ohnehin Aufgabe der Feuerwehr ist. Mit und ohne Höhenrettungsgruppe. ( Text der BF Berlin Marzan von 1995 )
... weitere Seiten zu diesem Thema:
... auch im Burgenlandkreis gibt es so eine Einheit. 
Diese hat ihren Standort in Zeitz.