Feuerwehrgeschichte von Wolfgang Hornung
Ausgabe: Stuttgart 1985 und Ergänzungen weiterer Historiker
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1600 - 1699
  1602 Deutschland Die Nürnberger Stadtratsprotokolle berichten 1602 von Kaufverhandlungen mit Philipp Heinrich von Aschhausen und seiner "Compagnia" , der der Stadt eine neuerfundene, in 14 Jahren ausgearbeitete wunderbare Feuerspritze um 2000 Gulden angeboten hatte und schliesslich auch um 600 Gulden verkaufte. Es sind dies die ersten Nachrichten über eine grosse Spritze, die wirklich gebaut und an den Käufer abgeliefert wurde. Die Stadt Nürnberg liess nach diesem Muster sofort mehrere neue Spritzen in der Stadt anfertigen.
  1608 Deutschland Der Nürnberger Brunnenmacher Georg Rieger bietet 1608 dem Magistrat zu Hagenau seine Dienste als Spritzenbauer an und erbietet sich, ein kleines hölzernes Modell samt eingehender Beschreibung zu liefern, so dass der Stadtbaumeister danach selbst die Spritzen in verschiedenen Grössen anfertigen lassen kann.
  1609 Deutschland Graf Anton Günther von Oldenburg geht 1609 auf die leider nicht mehr erhaltenen Vorschläge eines Ungenannten, der ihm die Errichtung einer Feuerversicherungsanstalt vorgeschlagen hatte, ein und lässtsich Gutachten darüber aufstellen.
  1610 Deutschland Braunschweig kauft 1610 eine der ersten deutschen Handdruckspritzen von Spritzenmacher Georg Schnellen in Nordhausen/Harz.
  1614 Deutschland Als erstes Buch in deutscher Sprache, in dem Zeitgenössige große Feuerspritzen in Bild und Text eingehend vorgestellt werden, erscheint in Leipzig das "Theatrum machinarum" von Heinrich Zeising. Es giebt dort 3 verschiedene Baumuster: auf Rädern, auf einer Schleife und das zweizylindriche Pumpwerk allein als tragbare Spritze.
  1615 Deutschland
In Frankfurt erscheint 1615 ein Buch des Ingenieurs Salomon de Caus, eines der ersten Konstrukteure grosser Feuerspritzen, unter dem Titel "Die bewegenden Kräfte". Darin ist eine einzylindrige Spritzeauf Schleife abgebildet und beschrieben.
  1616 Deutschland In Pfortzheim erschien 1616 eine Sturm- und Feuerordnung.
  1619 Deutschland In Durlach erschien 1619 eine Feuerordnung.
  1620 Deutschland In der Deutschordenresidenz Mergentheim erschien 1620 eine Feuerordnung.
  1625 Deutschland In Hamburg wird 1625 ein Brandausbruch zur "Haupt- und Staatsaktion" erklärt, der Feueralarm durch Gewehrschüsse, Feuer- und Nachtwächterhörner, Pfeifen, Trommeln und Geschrei in der ganzen Stadt verbreitet. In anderen städten dienen auch Rasseln und Knarren als Alarminstrumente.
  1625 Deutschland 1625 Hamburg  Grossbrand
  1630 Deutschland In Breslau erschien 1630 eine verbesserte Feuerordnung.
  1634 England In England lässt John Bate 1634 eine Schrift "A Treatise on Art and Nature" erscheinen, in deren Teil sieben verschiedene Typen zum Teil recht phantasievolle Feuerspritzen beschreiben und abgebildet sind. Darunter ist eine mit Zweizylinderpumpwerk und eine ohne Wasserkasten, die direkt ins Wasser oder über eine Gerinne gesetzt werden sollte.
  1641 Deutschland 1641 Berlin  Vorstädte Stadtbrand Vorstädte (bis Ringmauer
05.04. 1622 Italien Vicenzo Viviani, geb. am 5.April 1622 in Florenz, erklärt 1643, warum das Heben des Wassers mittels einer Saugpumpe auf etwa 9,5m begrenzt sei. Er hat sich als Schüler von Torricelli (1608-1647) zum Mathematiker gebildet.
1635
Nicht nur in Deutschland, auch anderswo gab es damals schon Feuerspritzen. Bei dieser war der Arm nur auf einer Seite befestigt.
  1648 USA Peter Stuyvesant (1592-1673), Sohn eines friesischen Pastors, seit 1647 von der holländischen Westindia-Companie mit der Leitung der Kolonie Neu Amsterdam, dem heutigen New York, beauftragt, erlässt 1648 das erste Feuergesetz der Stadt und ernennt vier Feuerwächter mit der Befugnis, alle Feuerstellen und Kamine der Stadt zu prüfen.
  1650 Deutschland
Otto von Guericke, Bürgermeister der Stadt Magdeburg, lässt sich 1650 aus einer messingenen Handspritze eine einfache Saugluftpumpe fertigen, mittels deren er - zum Nachweis des luftleeren Raumes - Wasser aus einem allseits verschlossenen Fasse herauszupumpen versucht.
  1655 Deutschland 1655 machte in Nürnberg der Zirkelschmied und Mechaniker Hans Hautsch, ein bedeutender Kopf, der die grossen Feuerspritzen zuerst mit Windkessel versah, als erster für seine Erfindung in Wort und Bild und bis ins Ausland hinaus Reklame. Sie hat aber keine Räder nur Kufen. Als sie vorgeführt wurde waren 28 Mann notwendig. (Mundstück 25,4mm , Stärke 80 bis 100 Fuss [25-30m]). Am 1.Mai des Jahres führte er die Spritze vor.
  1658 Japan In der japanischen Hauptstadt Edo -heute Tokio- wird 1658 nach 3 verheerende Grossfeuern im Vorjahr, die 100000 Tote zur Folge hatten, vom herrschenden Tokugawa-Shogun aus dessen Palastwachen eine Krieger-Feuerwehr von 520 Mann gebildet.
  1660 Deutschland In der Residenzstädte Berlin und Köln erschien 1660 eine Feuerordnung.
1661 Deutschland
Handdruckspritze des Hans Hautsch, Nach: Maschinenbuch von G.A.Böckler
  1663 Deutschland Joseph Furttenbach, Artillerieoffizier und technischer Militärschriftsteller in Ulm, lässt 1663 in Augsburg sein Hauptwerk "Mannhafter Kunstspiegel" drucken. Im 10.Kapitel spricht er übers Feuerlöschen. Nach einem "Discurs über die grossen Feuerspritzen", womit die Wenderohrspritzen gemeint sind, wie sie Hautsch in Nürnberg baut und deren Strahl die Mauern nur von aussen trifft, emphiehlt und bescheibt er eine kleine, von 4 Mann in jedes Haus zum Innenangriff tragbare Handdruckspritze, die sich besonders für den Selbstschutz der Bürger und Nachbarschaftshilfe eignet.
02.09. 1666 England Am Sonntag den 2.September 1666 gegen 1 Uhr morgens begann der Londoner Grossbrand "The great Fire", wo in den 5 Tagen, wo der brannt wütete, insgesamt 13200 Häuser und 90 Kirchen vernichtet wurden. Es gab aber zum Glück nur 6 Tote. 
Zu dieser Zeit gab es in London weder Feuerspritzen noch Feuerwehrmänner.
Es enstand im Hause eines Bäckers, in der Pudding Lane, in der Nähe des Tower. An das Ereignis erinnert noch heute das 1671 errichtete Mahnmal bei der Börse. Eines vonviele Begebenheiten war, das beim Sprengen eines Hauses mit Pulver in einem grossen Umkreis das Feuer erlosch.
Ein großes Problem war damals die Wasserversorgung. So wude bei dem Brand das Strassenpflaster herausgerissen um an die Wasserleitungen in ca. 1 Meter Tiefe zu kommen. Diese wurden dann angebohrt um an das Wasser zu kommen. Jedoch hatte dies zur Folge das der Wasserdruck sich so weit veringerte, das fast kein Wasser mehr aus der Leitung kam.
1670 England In der Folge des Brandes 1666 in London wurde das Netz der Wasserversorgung überarbeitet und Pumpwerke errichtet. Als Neuerung wurden die Wasserleitungen in des Strassen mit Pfropfen versehen, die aus dem Straßenpflaster ragten um besser an die Wasserleitung zu gelangen.
Diese Pfropfen könne man recht als Vorgänger der Hydranten bezeichnen.
  1672 Niederlande Um 1672 entwickelte Jan v.d. Heyden den Druckschlauch. Er bestand damals aus Leder und war vernietet. 15 Meter genieteter Lederschlauch wog ca. 1 Zentner und das ohne Wasser.
21.01. 1673 Niederlande Am 12.Januar 1673 kamen die von J.v.d.Heyden erfundenen Schläuche bei einem Brand in Amsterdam erstmals zu Verwendung. Die Schläuche waren durch Schlauchverschraubungen "Holländer" miteinander verbunden. Später wurde Jan van der Heyden zum Direktor des Löschwesens in Amsterdam ernannt.
30.11. 1676 Deutschland Die erste eigendliche Versicherungsanstalt wird am 30.November 1676 mit der Einrichtung der Hamburger "General-Feuer-Ordnungs-Kasse" geschaffen, die heute noch besteht. Sie versicherte bis zu einer Höhe von 15000 Courant-Mark.
  1677 Deutschland 1677 gab es in Deutschland die ersten Schlauchspritzen. Die Hamburger Stadtkämmerei kauft dem städtischen Leuchtinspektor Caspar Hasse 2 "Schlangensprützen) um 800 Reichsthaler ab. Hasse, von Beruf Bildschnitzer, nebenbei ein tüchtiger Mechaniker, beschäftigt sich mit der Fertigung und Verbesserung der 1672 von J.v.d.Heyden erfundenen Schlauchspritzen. Wegen des grossen Erfolges darf er 1680 für jedes Hamburger Kirchspiel eine "Schlangensprütze" liefern.
  1677 Niederlande
Die Brüder van der Hayden erhalten von dem holländischen Generalstaaten ein Privileg (Patent) auf ihre Erfindung der Feuerlöschschläuche und richten eine Fabrik für Feuerspritzen ein, die bis zum Jahre 1868 existierte.

Dies ist vermutlich auch die erste Abbildung wo eine Schlauchverbindung abgebildet ist.

  1680 Deutschland Der Rat der Stadt Braunschweig lässt sich 1680 von einem Magdeburger Feuerspritzenmacher eine Spritze vorführen, die 4 Zylinder, Windkessel und eine 60 Schuh lange "Schlange" aufweist. Der Kauf kommt 1684 zustande.
  1684 Deutschland Im Herbst des Jahres 1684 lässt Kurfürst Georg III. von Sachsen durch den Vice-Oberlandbaumeister Heinrich Schramm in Holland eine "grosse Schlangen-Brandspritze nebst dem nahezu gehörigen Canal" kaufen und nach Dresden bringen. Sie war für den schutz des Schlosses vorgesehen und beim grossen Brand der Dresdner Altstadt am 6.August 1685 im Einsatz.
  1684 Frankreich M. Perrault gibt in Paris 1684 die 10 Bücher des Vitruvius über die Architektur heraus und fügt dem Werk u.a. eine kritische Rekonstruktion der "machina ctesibica" bei.
  1685 Deutschland Der Kurfürst von Sachsen ordnet am 19.Februar 1685 die Auswahl der Bedienungsmannschaft für seine im Vorjahr in Holland gekaufte Feuerspritze mit ledernen Schlauchleitungen an. Als Lederfachleute werden am 16.Juli 4 Sattler, 5 Beutler und 4 Schuhmacher zum Spritzendienst am Dresdner Hof kommandiert.
  1685 Österreich Die Stadt Wien stellt 1685 zur "Dirigierung und Regierung" der stadteignen Feuerspritzen vier Feuerknechte mit 2 Gulden Wochenlohn ein, die Tag und Nacht bei Bränden als Stamm-Mannschaft eingreifen sollen. Damit hat Wien den ersten ständigen Feuerwehrdienst mit besoldetem Personal und jederzeit einsatzbereiten Löschgeräten.
  1685 Deutschland In Mgdeburg wurde im Februar 1685 die dritte deutsche Brandkasse "General-Feuer-Cassa" gegründet.
  1689 Deutschland Denis Papin erfindet 1689 die Zentrifugalpumpe, ursprünglich Hessische Pumpe ganannt. Das Laufrad hat in der Urform nur einen Doppelflügel. Die Maschiene wurde als bald durch Anwendung mehrerer Flügel verbessert.
  1690 Deutschland Michael Kurtz der Jüngere, Zinn- und Glockengiesser und städtischer Spritzenmeister in Reutlingen, gründet 1690 eine Werkstatt für Glockenguss und Spritzenbau. Unter seinem Sohn Johannes, der in Belgien, Holland, Frankreich und Spanien die Spritzenmacher- und Glockengiesserkunst gründlich erlernt, nimmt die Werkstatt einen rauschenden Aufschwung.
  1690 Niederlande In Amsterdam erscheint 1690 das berühmte Buch von Jan van der Heyden über die Schlauchspritzen, in dem die zeitgenössischen Löschgeräte, die Erfindung der Druck- und Zubringerschläuche durch den Autor sowie die Löscherfolge der neuen "Schlangenspritzen" seit 1673 eingehend dargestellt werden.
05.03. 1691 Deutschland Am 5.März 1691 stiften 25 holsteinische Grundbesitzer eine "Brand- und Schiessgilde" mit dem Zweck des Brandversicherungsschutzes, aus der später die Schleswig-Holsteinische Brandgilde in Kiel hervorgeht.
  1691 Deutschland Das Spinnen des Asbestes und die Verarbeitung zu unbrennbaren Laken wird durch J.Ciampini 1691 wieder bekannt gemacht.
  1692 England Im Londoner Bezirk St.Martin in the Fields beginnen die Herren Hadley, Simpkin und Lott 1692 mit der Fertigung von ledernen Löscheimern.
  1694 England In England wird 1694 die erste Feuerversicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit gegründet: die Amicable Contributors for Insurance from Loss by Fire, genennt "Hand in Hand" nach ihrem Abzeichen.
  1697 Deutschland Der Chemiker und Mediziner Georg Ernst Stahl aus Ansbach beschäftigt sich 1697 mit der Theorie der Verbrennungsvorgänge, verfasst eine Schrift "Experimenta etc. chymicae et physicae" und ordnet den aus der alchimistischen Scheidekunsd übernommenen Begriff "Phlogiston" (Brennstoff) in das System seine Verbrennungstheorie ein.
  1699 Frankreich Die Parieser kauften 1699 in Strassburg ihre erste Schlauchspritze.