Feuerwehrgeschichte von Wolfgang Hornung
Ausgabe: Stuttgart 1985 und Ergänzungen weiterer Historiker
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1920 - 1929
13.06. 1920 Deutschland Der RdF beschließt am 13.Juni 1920 in Eisenach auf Antrag von Brandmeister Kaiser Hannover die Einsetzung eines "Ausschußes für Normungen" mit 5 Mitgliedern. Deren Wahl erfolgt in der Mitgliederversammlung, ob man wird Branddirektor Stein Magdeburg. 1921 geht dieser RdF-Normenausschuß in einen Fachausschuß im Normenausschuß der deutschen Industrie über.

Auf Antrag von Brandmeister Kaiser aus Hannover wurde am 13. Juni 1920 auf einer Tagung in Eisenach/Thüringen beschlossen, den Reichsverein Deutscher Feuerwehringenieure aufzulösen. Er wurde in den Fach-Normenausschuß im Normenausschuß der deutschen Industrie mit fünf Mitgliedern eingesetzt. Deren Obmann wurde Branddirektor Stein aus Magdeburg.
26.09. 1921 Deutschland Der Fachausschuss für Normung der Feuerwehrgeräte im Normenausschuss der Industrie legt am 26. September 1921 in Berlin die ersten Entwürfe von Feuerwehrnormblättern fest und beschließt deren Veröffentlichung in den Fachorganen. 
Es wurden vier Ausschüsse gegründet, und wie folgt eingeteilt:
A = Handdruckspritzen und Motorspritzen unter Kaiser, Hannover und Baur, Bremen,
B = Kleingeräte,
C = Schläuche und Armaturen unter Dr. Kreis, Spandau,
D = Mechanische Leitern, Bekleidung und Ausrüstung unter Düwer, Dresden.
  1921 Deutschland Der Preußische Feuerwehrbeirat bittet 1921 den Reichspostminister, bei Feuermeldungen für dringende Gespräche nur einfache Gebühr bezahlen zu müssen. Das Gesuch wird abgelehnt: "dringende Gespräche" seien für die Feuermeldung in der Regel nicht erforderlich.
  1921 Deutschland Die Stadt Waldenburg in Schlesien ehrt 1921 ihre freiw. Feuerwehr zum 50jährigen Bestehen durch Abbildung von Löschgeräten auf den 50 Pfennig Notgeldscheinen: einerseits eine historische Wenderohrspritze , andererseits die zum Jubiläum von der Stadt geschenkte Autospritze.
  1922 Deutschland
  1922 Deutschland Bei der BF Bremen wird 1922 auf Veranlassung des Reichsinnenministeriums eine Prüfstelle für Vorführer von Lichtbildtheatern errichtet, bei der die Bewerber insbesondere auch auf ihr Vertrautsein mit den Feuerpolizeilichen Vorschriften über die öffentliche Vorführung von Lichtbildern geprüft werden sollen.
1922 Deutschland Ausschuß A veröffentlichte bereits in Heft 2 der Feuerschutz-Zeitung im Jahre 1922 seine ersten Norm-Entwürfe wie folgt :
E 1600 für die Handdruckspritze
E 1601 die Bedingungen für die Herstellung
E 1602 die Motorspritzen 400/650/1000/1500/2000,
E 1603 Überland-Motorspritzen und Bedingungen für deren Herstellung.
  1922 USA Die Fachpresse berichtet 1922 über eine amerikanische Einzylinder-Kleinstmotorspritze, die wie ein Tornister getragen wird. 
  1922 Österreich Neupert in Wien bringt 1922 den "Aerolator", ein Preßluftatemgerät mit 900 Liter Luftvorrat auf den Markt, das bei der Berufsfeuerwehr Wien eingeführt wird.
  1922 Deutschland TOTAL bringt 1922 den ersten fahrbaren 8o kg Trockenlöscher auf den Markt.
23.03. 1923 Schweiz Die Genfer Ingenieure William Rochat und Philippe Werner gründen am 23. März 1923 unter dem Namen SICLI (secours immèdiat contre l'indendie) eine Gesellschaft zum Vertrieb der - in Frankreich bereits erprobten - Handfeuerlöscher von Charles Sachs in der Schweiz.
??.06. 1923 Deutschland Im Juni 1923 konnten nach konzentrierter Arbeit die Norm-Entwürfe FEN 106 - 116 vorgelegt werden.
Bei den FEN 106 Druckschläuche waren zuerst nur 3 Größen, wie 25, 52 und 75 m/m Durchmesser vorgesehen, doch der HNA (Handelsschiff-Normenausschuß) verlangte für sich noch die Größen 38 und 65 m/m Durchmesser, die international bei Schiffen bereits eingeführt waren.
Die FEN 107 führte Saugschläuche von 45, 60, 80 und 100 m/m sowie 115 m/m Durchmesser auf. Für diese war eine FEN 110 Saugverschraubung mit dem neu geschaffenen Rundgewinde nach DIN 405 geschaffen.
Das Rundgewinde nach DIN 405 entsprach in seinen Maßen dem von Carl Metz. Daran ist festzustellen, wie weit doch Carl Metz seiner Zeit voraus war.
Der Entwurf FEN 108, Druckkupplungen, basierte auf der Storz-Kupplung, mußte aber noch mit den Kupplungen anderer Hersteller abgestimmt werden.
Die Normentwürfe gingen nach Überarbeitung durch die Geschäftsstelle des DIN zunächst zur Normenprüfstelle, in der 12 ehrenamtlich tätige Normen-Ingenieure saßen, die nunmehr die Entwürfe auf Norm-Zahl, Passungen und Materialien überprüften, um sie für die Feuerwehren brauchbar einsetzen zu können.
  1923 Deutschland Clemens Wagener macht 1923 als erster in der Patenschrift Nr. 521 973 vom 9. Juni (Patentinhaber war die Minimax GmbH in Berlin) den Vorschlag, eine schaumbildende Stoffe enthaltende Flüssigkeit durch eine offene Strahlluftpumpe zu verarbeiten, die das der Schaumbildung förderliche Gas bzw. Gasgemisch, etwa atmosphärische Luft, selbst ansaugt. Sein Vorschlag gehört mit dem "Kometrohr" Patent von 1932 zu den Pionierpatenten des Brandschutzwesens der Welt.
  1923 Deutschland E. C. Flader in Jöhstadt zeigt 1923 auf dem Deutschen Feuerwehrtag in München eine von 2 Mann tragbare Motorspritze mit luftgekühltem Viertakt-BMW-Motor von 5 PS, der eine 250 l Kreiselpumpe mit Kapselschieberentlüftungspumpe antreibt.
  1923 USA Nach Zeitungsmeldungen von 1923 versuchen verschiedene amerikanische Berufsfeuerwehren, chemische Löschmittel, insbesondere Trockenlöschpulver in kontinuierlichem Einsatz nach dem Spritzbetonverfahren mittels einer druckluftbetriebenen Zementkanone zu verspritzen.
  1923 Deutschland Die Lanninger-Regner AG in Frankfurt-Rödelheim stellt 1923 auf dem Deutschen Feuerwehrtag in München erstmals ihr Leichtmetall-Gelenkrohrsystem vor und gewinnt die BF Frankfurt dazu, die Eignung der Rohre für die Feuerwehr zu prüfen.
  1923 Deutschland Bei der Berufsfeuerwehr Berlin wird 1923 ein Trockenlöschautomobil mit 500 kg TOTAL-Löschanlage erprobt.
  1923 Deutschland Wilhelm Fr. Bode gründet 1923 in Hannover die Firma Bode-Feuerschutz zum Vertrieb von Geräten und Asstattung für die Feuerwehr.
14.01. 1923 Deutschland Trotz der von Anfang an bekannten Giftigkeit des Löschmittels legte am 14. 1. 1923 ein sogenannter
"Tetraausschuß" fest, dass lediglich die Größe dieses Löschertyps auf 2 1 Inhalt beschränkt bleiben sollte. Bei sachgemäßer Benutzung entstand u.a. das stark hustenreizende Pyrolysegas Salzsäure, das den Löschenden zum Verlassen des Brandplatzes zwang, bevor gefährliche Giftgasmengen eingeatmet wurden. Dagegen traten die Vergiftungen - oftmals tödlich - beim unsachgemäßen Einsatz von Tetralöschern zu Reinigungszwecken oder sogar zur Vernichtung von Wespennestern u. ä. auf.
??.03. 1924 Deutschland Im März 1924 folgten Normen für Handdruckspritzen, Kraftfahrspritzen und Kraftfahr-Drehleitern. Auf der RDF-Tagung 1925 konnte der Vorsitzende des Fach-Normenausschusses, Herr Branddirektor Stein aus Magdeburg mitteilen, dass die FEN 100 bis 105 in Prüfung, 106 bis 117 genehmigt seien.
??.08. 1924 Deutschland Im August 1924 teilt das Telegraphentechnische Reichsamt der Feuerwehr den Wellenbereich von 150 - 200 m zu. Die Berliner Feuerwehr beginnt daraufhin zusammen mit Firma Telefunken erste Versuche mit Funkentelgraphie zwischen festen und beweglichen Stationen, u.a. mit einem Löschboot.
??.12. 1924 Deutschland
Metz stellt im Dezember 1924 auf der Berliner Automobilausstellung eine tragbare Kleinmotorspritze mit wassergekühltem Zweizylinder-Boxermotor System Douglas vor, deren Pumpe 350 l/min leistet. Entlüftung durch Kolbenpumpe, die sich automatisch aus- und einschaltet.
  1924 Deutschland Die osteuropäischen Staaten lassen 1924 bei deutschen Löschgerätefirmen sogenannte "Wasserwagen" bauen, Tankwagen mit offenem Fahrersitz und eingebauter Kreiselpumpe, aus denen sich später die Tanklöschfahrzeuge entwickeln.
  1924 Deutschland Metz konstruiert 1924 einen Ganzstahlleitersatz für eine Autodrehleiter, der aus handelsüblichen Winkelprofilen genietet ist, geht dann aber auf eine Kombination von Stahl-und Holzleiter, die stahlarmierte Holzleiter über, welche größere Steighöhen möglich macht.
  1924 Deutschland Die Firma Siemen & Hinsch bringt 1924 ihre SIHI-Pumpe zur Entlüftung von Kreiselpumpen auf den Markt.
13.07. 1925 Österreich In Salzburg findet am 13. Juli 1925 anläßlich einer Feuerwehrtagung der erste Vergleichskampf von tragbaren Kleinmotorspritzen statt.
31.10. 1925 Deutschland Ein Ausschuß aus Vertretern der Gerätehersteller und der Feuerwehren stellt am 31. Oktober 1925 in Weimar Richtlinien auf, nach denen die Kleinmotorspritzen technisch und leistungsmäßig geprüft werden sollen. Als Folge dieser Richtlinien nehmen auch die Firmen Bachert, Balcke, Ewald-Küstrin, Fischer-Görlitz und Magirus die Fertigung von Kleinmotorspritzen auf.
  1925 Deutschland Die Eisemann-Werke AG in Stuttgart, werden 1925 von der Robert Bosch AG übernommen und als Vertriebsgesellschaft für Kfz-Zubehär weitergeführt. Dazu gehören auch Scheinwerfer und elektrische Ausrüstung für die Feuerwehr.
  1925 Deutschland Autodrehleitern werden 1925 in Deutschland nur noch von den drei Firmen Magirus, Metz und Kieslich in Patschkau gefertigt. Metz und Magirus verwenden mechanischen Leiterantrieb vom Fahrmotor aus, Kieslich baut elektrischen Dreimotorenantrieb, der durch einen eingebauten Dynamo gespeist wird.
  1925 Deutschland Die Hanseatische Apparatebaugesellschaft Kiel bringt 1925 ein lungenautomatisch gesteuertes Druckluftbehälteratemgerät nach Plänen von Professor Dr. von der Heide auf den Markt.
  1925 Deutschland Hanomag in Hannover baut 1925 3/4 Tonner-Frontlenker-Lastkraftwagen, die auch als Feuerwehrautos Verwendung finden.
1925 Deutschland Der erste Tetralöscher mit Druckluftpolster wurde 1925 von der Fa. WINTRICH entwickelt. Schätzungsweise waren damals weltweit über 1 Million Tetralöscher verkauft worden.
  1925 Deutschland Metz liefert 1925 eine 36m Drehleiter mit Holzleitersatz, damals höchste der Welt, nach Moskau.
  1926 Deutschland Nachdem 1926 schon die Längsbänke der Nachkriegslöschfahrzeuge durch Querbänke mit seitlichen Türen ersetzt waren, setzt sich von 1935 an der vollständig geschlossene Mannschaftsaufbau bei den Feuerwehrfahrzeugen durch.
  1926 Deutschland Der Messinggießermeister Wilhelm Widenmann aus Heidenheim gründet 1926 mit seinem Schwiegervater, Schlossermeister Johannes Hornung in Giengen/Brenz eine Armarturenfabrik, die Feuerlöscharmarturen herstellt. 1939 wird das Werk von seinem Bruder, Ing. Max Widenmann übernommen, der es unter dem Firmenzeichen AWG zu dem heute bedeutenden Unternehmen entwickelt.
  1926 Deutschland BD Ruhstrat/Stettin macht 1926 im Vorstand des RDF den Vorschlag, feuerwehrgeschichtliche Ereignisse und Personen zu erfassen und zu beschreiben. Die Anregung wird nicht beachtet.
  1926 Deutschland
Motorad mit TS auf dem Beiwagen
20.01. 1927 Deutschland Der Fachnormenausschuss Feuerwehrgeräte veröffentlicht am 20. Januar 1927 den ersten Normentwurf über die Herstellung von Kleinmotorspritzen.
09.07. 1927 Deutschland BD Erich Tiedt/Berlin-Britz eröffnet am 9. Juli 1927 in Schloß Bahrensdorf bei Beeskow/Mark die erste deutsche Feuerwehrschule. Träger ist der Brandenburgische Provinzial-Feuerwehrverband. 1936/37 wird sie zur FWS Kurmark erweitert, von 1940 bis 1945 ist sie Standort der Feuerschutzpolizei-Ersatzabteilung Beeskow, bei Kriegsende wird sie durch Kampfhandlungen zerstört.
26.10. 1927 Deutschland Balcke in Frankenthal stattet 1927 seine Kleinmotorspritze mit einer nach Lizenz der Salzburger Firma Franz Oberascher hergestellten, durch die Auspuffgase des Viertaktmotors betriebenen Gasstrahl-Luftpumpe aus. Dieser Strahlapparat wird am 26. Oktober vom Ausschuß Motorgerät des RdF geprüft.
  1927 USA Die American Magirus Company führt 1927 erstmals 6 Drehleitern europäischen Typs - mit Drehscheibe über der Hinterachse - in USA ein.
  1927 Deutschland Minimax bringt 1927 als letztes Glied in der Reihe der chemischen Schaumerzeugungsanlagen den Einkammer-Schaumgenerator und das Einheits-Schaumpulver auf den Markt.
20.12. 1928 Deutschland Durch das 3. Änderungsgesetz von 1928 in der Unfallversicherung (ÄGUV) vom 20. Dezember werden deutschen die deutschen Feuerwehren in die gesetzliche Unfallversicherung einbezogen.
  1928 Deutschland Als erstes Flugfeldlöschfahrzeug gild ein sogenannter "Abrüstwagen", der für den Flughafen Breslau von Firma Kralig auf Daimler Benz Fahrgestell gebaut wird. 1928 präsentieren Krupp und Minimax ein gemeinsam entwickeltes Hilfsfahrzeug bei Flugzeugunfällen, das auf 4-Tonnen-Krupp-Dreiachsfahrgestell aufgebaut ist. Minimax Schaumanlage mit 2 Schaumrohren, 1600-l-Wassertank und Feuerlöschpumpe dienen für den Löschangriff bei Benzinbränden. Zur Ausstattung gehören Tetra- und Schaum- Handlöscher, Werkzeug, Wiederbelebungs- und Sanitätsgerät.
  1928 Deutschland Flader baut 1928 als erster einen wassergekühlten DKW-Zweitakter in seine Kleinmotorspritzen ein und erzielt eine wesentliche Gewichts- und Preisminderung.
  1928 Ungarn Szilvay in Budapest läßt sich 1928 ein Trockenlöschautomobil patentieren, bei dem ein Löschpulver aus Natriumcarbomat und Kieselgur durch komprimierte Auspuffgase auf den Brandherd geblasen wird.
  1929 Deutschland Bei der Frankfurter Berufsfeuerwehr wird 1929 das erste deutsche Trockenlöschgroßgerät der Firma Total in Dienst gestellt. Es ist auf ein Lastwagenchassis montiert.
  1929 Deutschland Die Auergesellschaft in Berlin nimmt 1929 das Arbeitsgebiet Atemschutzgeräte auf.
  1929 Deutschland Die Luftbereifung setzt sich 1929 bei Löschfahrzeugen durch, Anfang der 30er Jahre auch bei den Kraftfahrdrehleitern.