Löschmittel Wasser
 
Einführung 

Dem Wasser kommt, trotz zunehmendem Gebrauch von Sonderlöschmitteln, wie Pulver, Schaum und Löschgase, in überwiegender Zahl der Brandfälle nach wie vor eine entscheidende Bedeutung zu. Das Löschmittel Wasser ist billig, leicht zu befördern, in der Natur vorhanden und nicht zuletzt bestens für Löschzwecke geeignet. Es kann mittels Pumpen und Schläuchen zur Brandstelle herangebracht und es können grosse Wurfweiten und Wurfhöhen erzielt werden. Sonderlöschmittel, wie Schaum, Pulver und Löschgase, werden zur Bekämpfung von Bränden, die mit Wasser nicht gelöscht werden können, eingesetzt. Diese Sonderlöschmittel haben in unserer Industriegesellschaft einen hohen Stellenwert für besondere Brandarten. Hauptlöschmittel ist und bleibt, auch wirtschaftlich gesehen, das Wasser! Das Wasser ist der wichtigste Stoff auf unserem Erdball. Etwa 71 % der Erdoberfläche werden mit Wasser bedeckt. Fauna und Flora bestehen bis zu 90% aus Wasser. Ohne Wasser wäre das Leben auf der Erde nicht möglich. Schon vor Jahrtausenden war das Wasser ein Symbol des Lebens, der Fruchtbarkeit. Technische Entwicklung, Verkehr und Wirtschaft wären ohne Wasser überhaupt nicht denkbar. Seit Urzeiten spielt das Wasser zur Brandbekämpfung eine entscheidende Rolle. Jahrtausende liegen zwischen den Menschen, die noch mit Wasser aus primitiven Gefässen ein Feuer zu löschen suchten, und dem Feuerwehrmann unserer Tage, dem modernste Geräte zur Verfügung stehen, um das Wasser als Vollstrahl, Sprühstrahl oder Wassernebel zur Brandbekämpfung einsetzen zu können. 


Geschichtliche Entwicklung der Wasserlöschgeräte 

In bezug auf seine chemischen und physikalischen Eigenschaften stellt das Wasser eine unveränderte, konstante Größe dar. Die Erforschung der Naturgesetze und die damit verbundene technische Entwicklung ermöglichten die Verbesserung des wirksamen Einsatzes: vom Wassereimer bis zum heutigen von leistungsfähigen Pumpen über Schläuche bis zum Rohrführer geförderten Wasser. In Schriften aus der griechischen und römischen Antike finden wir Berichte über Löschgeräte. 850 vor Christus werden auf eiem Alabasterrelief assyrische Krieger, die gegnerische Brandfackeln mit grossen Löffeln mit Wasser löschen, dargestellt. Grundlegend war die Erfindung der zweizylindrigen Kolbenpumpe im 3. Jahrhundert v. Chr. (Ktesibios von Alexandrien). In 14. und 15. Jahrhundert entstanden einfache Handspritzen (diese fassten 1,5 - 2 Liter), anschliessend die Gelenkspritze (erforderte 2 Mann zur Bedienung). Im Jahre 1578 wurde als Neuerung in Lyon eine Spritze gebaut, die aus einem Zylinder bestand, dessen Kolben durch eine Spindel und eine Kurbel angetrieben wurde. Die von Hans Hautsch (1655) in Nürnberg gebaute Spritze wurde auf Schlittenkufen fortbewegt und erforderte zu ihrer Bedienung eine grosse Mannschaft. Mit diesem Gerät, auf dem ein drehbares "Wenderohr" befestigt war, konnte vorerst nur stossweise Wasser abgegeben werden. Eine kontinuierliche Wasserabgabe war erst mit dem, Ende des 17. Jahrhunderts erfundenen Windkessel möglich.



Den um 1673 erstmals eingesetzten, von Jan van der Heyden, Amsterdam, erfundenen Lederschläuchen - der Rohrführer konnte beweglich in nächster Nähe das Feuer bekämpfen - verdanken die Handdruckspritzen die nachfolgende rasche Verbreitung. Die doppeltwirkende Druckspritze mit 2 Kolben, ohne Saugvorrichtung, wurde etwa 1840 durch die Saug- und Druckspritze abgelöst. Die Wasserförderung zum Rohrführer erfolgte ab etwa 1740 mit Naturfaserschläuchen aus Hanf und Flachs. Die handbetriebenen Pumpen wurden im Zuge der Entwicklung schrittweise durch den Motor verdrängt. Die erste Dampfspritze mit Pferdezug erschien 1829. Bei der Feuerwehr der Stadt Basel stand eine selbstfahrende Dampfspritze bis 1925 im Einsatz und ist heute im dortigen Feuerwehrmuseum ausgestellt. Der Dampfkraft folgte der Elektro- und später der Verbrennungsmotor als Antriebskraft. 


Leonardo da Vinci entwarf bereits 1508 eine Pumpvorrichtung, die auf dem Prinzip der Zentrifugalkraft beruhte. Die Zentrifugalpumpe (Kreiselpumpe) wurde weiter entwickelt und verbessert und verdrängte die hand- und dampfbetriebenen Kolbenpumpen. Der Verbrennungsmotor, der die erforderliche Drehzahl erreichte, ermöglichte die Kreiselpumpe über Zwischengetriebe direkt anzutreiben. 


Die ersten derartigen Geräte waren noch schwer und wegen den grossen Aussenabmessungen unhandlich. Das traf auch für die Vierradmotorspritzen zu, die vor dem Ersten Weltkrieg - teilweise von Elektromotoren angetrieben - vielerorts eingesetzt wurden. Die ersten abhebbaren und tragbaren Motorspritzen - in der Folge laufend verbessert - erhöhten die Schlagkraft auch der kleineren Feuerwehren.


Die hydraulische Leistung (Wirkungsgrad), die Entlüftungssysteme und die Betriebssicherheit haben heute einen beachtlichen Standard erreicht. 


Dem Verbrennungsmotor verdanken wir die Motorisierung der Feuerwehren und deren Geräte. Gut ausgebaute Wasserversorgungen mit Hydranten als Löschwasserbezugsorte, Tanklöschfahrzeuge, Mannschafts- und Materialtransporte gewährleisten die den heute bestehenden Risiken entsprechende Brandbekämpfung. Auf diese Entwicklung wurde bereits in der 1781 erschienenen «Abhandlung über Fürsprützen» mit folgenden Worten treffend hingewiesen: 


"Dass die Fürsprützen zur Erhaltung des menschlichen Gechlechtes, wie auch Hab und Güter, sehr nothwendige Maschienen, wird niemand in Abrede seyn. Die Erfindung derselben aber, ist nicht nur ihrer Struktur nach, sondern auch was derselben Nutzen betrifft, den mathematichen und physikalischen Wissenschaften zuzuschreiben; denn ohne diese bey allen Maschienen nichts tüchtiges Zutande gebracht werden kann."



Ein Dankeschön an die Autoren von der Freiwilligen Feuerwehr Sitzenberg ( Österreich )