Tunnelfeuerwehr
Der Bezirk Landeck umfaßt mit Stand 1999 ca. 55 "Tunnelkilometer" (So viel wie kein anderer Bezirk in Österreich). Die Stadtfeuerwehr Landeck hat deshalb als "Stützpunktfeuerwehr" spezielle Ausrüstungsgegenstände für Einsätze in Tunnelanlagen. Gerade diese Einsätze stellen höchste physiologische und psychologische Anforderungen an den einzelnen Feuerwehrmann. Laufende Übungen, intensives Training (angepaßt an diese Einsatzsituation) und eine fundierte Ausbildung der entsprechenden Feuerwehrmänner sind Grundvoraussetzungen für die Bewältigung dieser extrem gefährlichen Einsätze.

Spezielle Ausrüstungsgegenstände für Tunneleinsätze
  • 2 Tunnelfahrzeuge (siehe Bilder oben); Mannschaftsstärke dadurch 14 Mann (mit SSG ausgerüstet) 
  • 1 Schweres Rüstfahrzeug (mit zusätzlichen SSG-Geräten für 3 Mann) 
  • 2 Infrarotkameras (Wärmebildkameras) für die Orientierung bei Rauchentwicklung 
  • 21 Atemschutz-Funkgeräte (70cm Band) für eine bessere Verständigung in Tunnelanlagen 
  • Beleuchtungsgeräte (exgeschützte Hand- oder Helmlampen) für die persönliche Ausrüstung 
  • 3 Hydraulische Sätze Rettungsgeräte (mit je 1 Bergeschere, Spreizer u. Hydr.-Zylinder) für Verkehrsunfälle 
  • 2 vom Innenraum des Fahrzeuges steuerbare Wasserwerfer (zum Schutz der Mannschaft im Brandfall) 
  • Schaum- und Lightwaterausrüstung im Fall von brennbaren Flüssigkeiten (zB Benzin oder Diesel) 
  • Außenbelüftete schwere Schutzanzüge (Schutzstufe 3) mit Versorgungswagen für Gefährliche-Stoffe-Einsätze 
  • Meßwerkzeuge (zur Messung der Zündgrenzen bei Explosionsgefahr) 
  • Explosionsgeschützte Geräte, Verkabelungen und Funkenfreies Werkzeug 
  • Gefahren-Gut-Fahrzeug mit Ausrüstung (Fahrzeug darf im Brandfall allerdings nicht in den Tunnel einfahren ! )
"TUNNEL 1" auf Steyr 16x26 (Rosenbauer)
"TUNNEL 2" auf Mercedes 1634 (Rosenbauer)
 Übungstag im Zammer Bahntunnel
 Tödlicher Verkehrsunfall im "Pianner Tunnel"
( alle Fotos: (c)opyright by Stadtfeuerwehr Landeck )

Besondere Schwierigkeiten im Tunneleinsatz:
  • im Brandfall ist die Sicht gleich "Null" und die Tunnelbelüftungen (egal ob Längs- oder Querbelüfungssysteme) sind nicht (!) in der Lage den entstehenden Rauch abzusaugen. Die Mannschaft muß sich im Schrittempo der Einsatzstelle nähern und hat keine Ahnung, was sie im Tunnel erwartet !
  • folgende Erfahrungs- und Testwerte gelten beim Zurücklegen von 100 m im Tunnel:
    • Vorgehen unter schwerem Atemschutz (zB mit SSG-Geräten): 5 Minuten 
    • Vornahme einer Wasserleitung (C-Rohr): 10 Minuten 
    • Rettung von Verletzten: 15 Minuten 
  • Diese Werte sind aufgrund unserer eigenen Erfahrungen sicher realistisch!
  • die Reaktionen der im Tunnel eingeschlossenen Personen sind nicht vorhersehbar
  • es müssen spezielle Sauerstoff-Regeneriergeräte (SSG) getragen werden, in denen die Atemluft auf ca. 90 Grad (!) erhitzt und eingeatmet wird.
  • in den meisten einspurigen Tunnels gibt es keine Fluchtmöglichkeiten quer zur Fahrtrichtung (es muß auch mit "Geisterfahrer" gerechnet werden)
  • im Brandfall entsteht an der Tunneldecke eine Temperatur von ca. 1000 bis 1200 Grad-C und es muß mit Betonabplatzungen gerechnet werden (Dabei fallen z.T. tonnenschwere Betonstücke auf die Fahrbahn)
  • wenn aufgrund der großen Hitzeentwicklung die "Funkschiene" schmilzt (wie zB beim "Pfändertunnel-Unfall"), dann ist eine Kommunikation mit der Einsatzmannschaft im Tunnel nur mehr schwer ("nur in eine Richtung") oder gar nicht mehr möglich.
  • Die Mannschaft im Tunnel ist auf sich alleine gestellt. Alle Arbeiten, die durchgeführt werden müssen (Erkundung der Einsatzstelle, Aufbau Brandschutz, Menschenrettung, Bedienung der Hydraulischen Rettungsgeräte, Wasserversorgung herstellen, Beleuchtung aufbauen, Explosionsgrenzen messen, u.v.m.), sind von nur wenigen Leuten ohne Hilfe von außen unter äußerst schwierigen und lebensgefährlichen Bedingungen zu bewerkstelligen (!!!)
  • Die Orientierung und das "Zeitgefühl" geht bei starker Rauchentwicklung für den einzelnen Feuerwehrmannr sehr schnell verloren. Es ist eine ENORME physische und psychische Belastung für jeden, der in einen verrauchten Tunnel hineingeht!
  • Letztendlich muß man sich eingestehen, daß bei einem "Tunnel-GAU" die Feuerwehr nicht einfach hineinspaziert und nach einer halben Stunde alle Eingeschlossenen wieder gesund nach außen bringt! Für jene, denen die Flucht aus dem Tunnel nicht schnell gelingt, ist die Wahrscheinlichkeit zu überleben leider sehr gering (siehe Pfändertunnel mit 3, Tauerntunnel mit 12 und Mont-Blanc-Tunnel mit 40 Toten). 

Die Feuerwehr Landeck hat über 100 ausgebildete "Atemschutzträger" 
und davon besitzen mehr als 70 Kameraden eine SSG-Ausbildung und sind damit berechtigt,
diese speziellen Geräte zu tragen !!

Für weitere Fragen steht Ihnen die Stadtfeuerwehr Landeck gerne zur Verfügung.

© Mag. Reinhold Greuter (Webmaster)

(c) Mag. Reinhold Greuter, Seite erstellt am 7/6/2002 12:00:18 PM


Blick durch die Infrarotkamera ( Löschangriff )